- Thiers
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Thiers[tjɛːr], Stadt im Département Puy-de-Dôme, Frankreich, 439 m über dem Meeresspiegel, am Rand der Limagne, 14 800 Einwohner (Thiemois); Museum Fontenille-Mondière (u. a. Sammlung zum Messerschmiedehandwerk); Herstellung von Messern, Scheren, Rasierklingen und chirurgischen Instrumenten sowie von Werkzeugen, Waffen-, Fahrrad- und Autozubehör, Elektro- und Kunststoffindustrie.Das Zentrum liegt hoch über dem engen Tal der Durolle; hier umfangreiche Sanierung der vorherrschenden Fachwerkhäuser aus dem 15.-17. Jahrhundert. Die Kirche Saint-Genès (11.-16. Jahrhundert) bewahrt romanische Fresken und Mosaikfragmente.Aufgrund der Wasserkraft der Durolle entwickelten sich seit dem 15. Jahrhundert Mühlen- und Papierindustrie sowie das Messerschmiedehandwerk.Thiers[tjɛːr], Adolphe, französischer Politiker und Historiker, * Marseille 14. 4. 1797, ✝ Saint-Germain-en-Laye 3. 9. 1877; seit 1821 ein Wortführer des Liberalismus, unter Louis Philippe 1836 und 1840 Ministerpräsident und Außenminister. Als gemäßigter Republikaner bekämpfte er das Kaiserreich Napoleons III.; nach dessen Sturz ersuchte er im Herbst 1870 vergeblich die Großmächte um Hilfe gegen Preußen. Seit Februar 1871 Chef der Exekutivgewalt, seit 31. 8. 1871 erster Präsident der Dritten Republik; warf im Mai 1871 die Pariser Kommune nieder und führte später die Friedensverhandlungen mit Bismarck. Am 24. 5. 1873 trat er unter dem Druck der monarchistischen Mehrheit in der Nationalversammlung zurück. - Als Historiker trug Thiers durch seine »Histoire de la Révolution française« (10 Bände, 1823-27; deutsch »Geschichte der französischen Staatsumwälzung«, 6 Bände) wesentlich zu einer liberalen Idealisierung der Revolution von 1789 bei, während er durch seine »Histoire du Consulat et de l'Empire« (20 Bände und Atlas, 1845-62; deutsch »Geschichte des Consulats und des Kaiserreichs«, 24 Bände und Atlas) die nationale Napoleonlegende förderte.
Universal-Lexikon. 2012.